Mehren als Kirchdorf

Das Kirchspiel Mehren – es war einst viel größer – umfasste in früheren Jahrhunderten die Ortschaften:
Giershausen, Ziegenhaen, Adorf, Mehren, Obermulspach, Niedermulspach, Hirtzbach, Neuenhoff, Pleckhausen, Eipen ( Kircheib ),  Ritzbitzen  ( Reisbitzen ),  Feusbach ( Fiersbach ) Rettershoben ( Rettersen ) Forstmehren, Ersfeld und Craam. Diese 16 Wohnplätze hatten um 1600 insgesamt 124 Räuche = bewohnte Häuser.
Das Kirchspiel Mehren hatte am 10.Juni 1816 – 1162 Einwohner, die sich wie folgt verteilen:

Mehren120
Adorf24
Seifen19
Acker7170
Craam78
Heuberg25
Mahlmühle4107
Ersfeld63
Fiersbach84
Dickten16
Kriegeshof15115
Forstmehren96
Giershausen71
Hirzbach69
Hehnen43112
Kircheib107
Reisbitzen29
Pleckhausen5
Eckenbach15
Grünewald21174
Maulsbach80
Neuenhof36
Tente12
Freiheitshof12
Rettersen45
Hahn21
Wiedhecke1581
Ziegenhahn33
Gesamt:1162

Über das Jahr, in dem die erste Kirche in Mehren erbaut wurde, schweigt sich die Geschichte aus. Es steht aber fest, daß sie mit zu den ersten Kirchen im unteren Kreis Altenkirchen gehört. Sie wird ins 12. Jarhundert datiert.Zunächst wurde sie der Kirche in Flammersfeld als Filialkirche zugeteilt, doch bereits 1316 wird sie als selbständige Pfarrkirche erwähnt. Ob vor der dreischiffigen Hallenkirche aus der Zeit um 1200 schon eine Holzkirche bestanden hat ist ungeklärt. Nachrichten über ihren Bau, Renovierungen und evtl. Umbauten liegen aus der Zeit vor 1700 nicht vor.

Die evangelische Pfarrkirche in Mehren gehört in die Reihe der kleinen dreischiffigen Bruchsteinbauten mit flachgedecktem Schiff und gewölbten Chor, wie sie für das Ende des 12. und den Anfang des 13. Jahrhunderts auf dem Westerwald charakteristisch sind; aus dieser großen Gruppe, die auf eine besonders reiche Bautätigkeit auf dem Westerwald zu jener Zeit schließen lässt, sind die Kirchen in Birnbach und Flammersfeld schon früher mit Hilfe der Rheinischen Provinzialverwaltung hergestellt worden.

Dem Kirchlein in Mehren kommt innerhalb dieser Gruppe eine etwas größere Bedeutung zu, weil einmal die Chorpartie eine reichere Ausbildung mit Lisenen und Bogenfriesen aufzuweisen hat und weil sie außerdem einen überaus malerischen Fachwerkaufbau trägt, auf dessen Erhaltung die Denkmalspflege den größten Wert legen musste. Dieser niedrige Aufbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in der charakteristischen kräftigen Fachwerkkonstruktion des Westerwaldes hat lediglich den Zweck gehabt, Mittelschiff und Chor unter ein einheitliches Dach zu bringen, weil die Dichtung des Anschlusses des Chordaches an dem Ostgiebel des Schiffes Schwierigkeiten machte; es ergibt sich das aus der im Pfarrarchiv erhaltenen Niederschrift eingehender Verhandlungen, die im Jahre 1744 über die bald darauf wohl ausgeführten Herstellungsarbeiten geführt wurden.

Schon damals befanden sich auch die Seitenschiffe, die neue Fensteröffnungen erhielten, in sehr schlechtem Zustand und sind wenigstens teilweise zugleich mit den Dächern erneuert worden; wahrscheinlich ist gleichzeitig auch der ganze Bau mit einem deckenden Putz versehen worden.Die
Kosten einer durchgreifenden Instandsetzung der im Laufe des 19. Jahrhunderts stark vernachlässigten Kirche und ihrer sehr ärmlichen Ausstattung sind im Jahre 1907 auf 11.500 Mark ermittelt worden, nachdem die Putzhaut des 18. Jahrhunderts beseitigt worden war. Bei den im Frühjahr 1910 begonnenen und im Jahre 1911 abgeschlossenen Arbeiten ergab es sich jedoch alsbald, daß die Seitenschiffe einschließlich der nördlichen Seitenkapelle infolge des sehr schlechten Zustandes des Mauerwerkes fast ganz erneuert werden mussten.

Die hierfür benötigten Bausteine (Bruchsteine) konnten einem am Ortsrand von Mehren, in unserem Familienbesitz befindlichen Steinbruch entnommen werden, nachdem dieselben zuvor von hinzugezogenen Geologen auf ihre Tauglichkeit (Farbe, Festigkeit und Form] hin, geprüft worden waren. Das ersparte der Gemeinde erhebliche Kosten, zumal auch die Arbeiten zur Gewinnung der Steine von Gemeindegliedern selbst ausgeführt wurden. Hier wurden Namen wie Bellersheim und Deneu aus Kraam bekannt.
Infolge der als notwendig sich herausstellenden Neuaufführung der Seitenschiffe und der weitergehenden Wünsche der Gemeinde bei der Ausstattung der Kirche hat sich naturgemäß der Kostenanschlag von 11.500 Mark nicht einhalten lassen; es sind vielmehr insgesamt 17.200 Mark durch die Arbeiten erforderlich geworden.

Hiervon haben der 49. Rheinische Provinziallandtag im Jahre 1909 2.000 Mark und der Provinzial-ausschuß im Jahre 1912 nochmals 500 Mark bereitgestellt; der evangelische Oberkirchenrat hat 4.500 Mark und die Provinzialsynode 3.000 Mark bewilligt, der Rest von 7.200 Mark ist von der Gemeinde selbst aufgebracht worden – für damalige Zeiten ein recht beachtlicher Beitrag.Natürlich hatte das Fachwerkdorf Mehren ursprünglich auch ein Pfarrhaus, welches im Fachwerkbau ausgeführt war.

Doch schon 1855 beklagte sich der damalige Pfarrer, dass es ein altes, verfallenes und unbequemes Haus sei. Immerhin dauerte es noch bis 1868, ehe man mit dem Neubau beginnen konnte. Die Fertigstellung verzögerte sich bis Anfang des Jahres 1871. Das neue Haus wurde, wie die 10 Jahre früher erbaute Schule, aus heimischen Bruchsteinen errichtet.

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